Sauer macht lustig – tolle Pausen, tolle Stationen, einsame Straßen – die dritte Röhrl-Klassik nimmt Formen an

Walter Röhrl lädt wieder zur Röhrl-Klassik ein. Dreh- und Angelpunkt der dritten Ausgabe ist dieses Mal das Hochsauerland. Der Rallye-Weltmeister und Tour-Chef Peter Göbel versprechen ein tolles Wochenende mit reichlich Attraktionen rund um Winterberg.

Zwei Jahre sind ein bisschen kurz, um von einer Tradition zu sprechen, aber die 2022 erstmals ausgetragene Röhrl-Klassik war nicht nur ein grandioser Erfolg, sie ist im Kalender des zweimaligen Rallye-Weltmeisters Walter Röhrl auch aus dem Stand eine Institution geworden. Bei der Premiere fuhren 111 Starter zum 111. Geburtstag des ausrichtenden Delius-Klasing-Verlages über die Rampe, ein Jahr später waren es schon 140. „Damit sind wir fast am Limit“, sagt Organisator Peter Göbel. Eigentlich beginnt die offizielle Nennungsphase erst Anfang April, aber schon Ende Januar konstatiert der Veranstalter: „So viele Proforma-Anmeldungen hatten wir noch nie.“

Nur Porsche aber trotzdem bunt: das Starterfeld der 3. Röhrl-Klassik besteht natürlich wieder nur aus Porsche-Fahrzeugen. Zugelassen sind alle luftgekühlten Porsche bis einschließlich Baujahr 1998, dazu gehören aber auch die vier Transaxle-Modelle 924, 944, 968 und 928.

Nach einer Runde durch Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im ersten Jahr, einer Spritztour durch Bayern und Baden-Württemberg im zweiten, führt die Route bei der diesjährigen dritten Ausgabe durch Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen. Dreh- und Angelpunkt ist dieses Mal das Städtchen Winterberg im Hochsauerland, auf knapp 700 Metern gelegen die Hauptstadt des Rothaargebirges und eine Wintersport-Hochburg von Weltrang, deren Skisprungschanze und die weltberühmte Bobbahn auch die Teilnehmer zu sehen bekommen. Auf der Strecke darf selbstverständlich Winterbergs Hausberg, der „Kahler Asten“ nicht fehlen, mit 841 Metern Höhe im Winter eines der schneesichersten Gebiete der deutschen Mittelgebirge, an klaren Tagen im Indian Summer reicht der Blick vom Astenturm bis zum über 160 Kilometer entfernten Brocken im Harz.

Tage wie diese gibt es im Hochsauerland besonders im Herbst, wenn sich am frühen Morgen der Nebel aus den vielen Tälern verzieht. An vielen Stellen hat man so einen grandiosen Blick über das Land der 1000 Berge, das wird auch bei der 3. Röhrl-Klassik so sein.

Mit dem Start im Sauerland schließt sich ein Kreis: Hier lernten sich Röhrl und Göbel einst kennen, als der junge Nachwuchsbeifahrer den Superstar kurzerhand zu Kaffee und Kuchen einlud. „Das finde ich unheimlich schön, dass aus dieser Bekanntschaft so eine langjährige Freundschaft geworden ist“, sagt Röhrl.

Befreundet seit 35 Jahren: 1987 lud Organisator Peter Göbel den zweifachen Rallye-Weltmeister zu sich nach Hause ein – und Röhrl kam. Aus der zufälligen Bekanntschaft wurde mehr, 1992 starteten beide gemeinsam bei der Bavaria-Rallye Historic in einem Porsche 356 und 2009 saß Göbel beim letzten internationalen Sieg bei der Rallye Costa Brava ebenfalls neben Walter Röhrl. „Mit der Röhrl-Klassik schließt sich irgendwie der Kreis“, meint Göbel. „Er hat mir damals die Chance gegeben, in diesem Sport Fuß zu fassen, jetzt dürfen wir für ihn diese besondere Veranstaltung organisieren.“

Seit sich im Mittelalter die Grafen von Nassau und Hessen um die Gegend schlugen, war es eher ruhig am nördlichen Zipfel des Lahn-Dill-Kreises und die 6000-Seelen-Gemeinde Dietzhölztal war wohl den wenigsten Deutschen ein Begriff, bis der Unternehmer Friedhelm Loh 2023 auf dem Gelände einer alten Eisenhütte das „Nationale Automuseum“ eröffnete, in dem er seine in fast vier Jahrzehnten aufgebaute Autosammlung mit 150 Exponaten der Öffentlichkeit zugänglich machte, vom Bugatti 57 Atalante bis zum Ferrari F1-2000, mit dem Michael Schumacher seinen ersten Titel für Ferrari holte.

Die spektakuläre Loh-Collection ist der südlichste Punkt der diesjährigen Röhrl-Klassik und für Walter Röhrl eine Rückkehr zur eigenen Geschichte. Hier steht auch der Porsche 959 S, der einst sein eigener war, und als letzte Eskalationsstufe der legendären Gruppe B auch der höchstgezüchtete Audi Quattro S1 E2 mit knapp 600 PS und dem von Porsche für den Le-Mans-Renner 962C entwickelten, halbautomatischem PDK-Getriebe. „So was habe ich in meinem Leben noch nicht gesehen“, staunte Röhrl bei seinem ersten Besuch. „Das kannst du gar nicht alles erfassen.“

Alles echt, alles Original, alles perfekt: das vor wenigen Monaten eröffnete „Nationale Automuseum“ The Loh-Collection ist nicht nur im Rahmen der Röhrl-Klassik ein absolutes Highlight. Selten findet man eine so umfangreiche und besondere Sammlung, wie hier im beschaulichen Dietzhölztal. Bei der Porsche-Oldtimer-Tour findet hier am zweiten Fahrtag die Mittagspause statt, allerdings auf besondere Art und Weise.

Damit die Teilnehmer der Röhrl-Klassik zur Pause am Freitag neben der persönlichen Stärkung dennoch Gelegenheit haben, die außergewöhnliche Sammlung anzuschauen, serviert die Loh-Mannschaft das Mittagessen nicht im eigenen Restaurant, sondern zu den verschiedenen Themen der Ausstellung an einem halben Dutzend Stationen mit Spezialitäten aus den jeweiligen Epochen und Regionen an, im Idealfall natürlich stilecht im passenden Ornat.

Berühmt für ihre Detailversessenheit ist auch die Oldtimer-Interessengemeinschaft Berghausen. Wenn die alle zwei Jahre stattfindende Sauerland Klassik durch Berghausen rollt, veranstalten die Klassik-Liebhaber dort regelmäßig eine automobile Motto-Party. 2017 bauten sie eine historische Aral-Tankstelle nach, 2019 gar einen Campingplatz aus den Sechziger Jahren. Nun freuen sich die Berghausener auf den Röhrl und haben angekündigt, sich wieder etwas Besonderes einfallen zu lassen.

Die Durchfahrtskontrolle in Bad Berleburg-Berghausen hat sich in der Oldtimer-Szene längst rumgesprochen. Die Freunde der IG bauten 2017 eine historische Tankstelle neben die Strecke und die Teilnehmer staunten nicht schlecht, als Süßigkeiten sogar mit dem passenden Bauchladen gereicht wurden. Für die Röhrl-Klassik lässt sich die Mannschaft um Markus Preis sicher wieder etwas einfallen.

Das gilt auch für Veranstalter Peter Göbel, der eine Prüfung auf einer Kartbahn vorgesehen hat und auf der Landebahn des Flugplatzes Meschede eine Parallelprüfung. Neben voller Konzentration mit bunten Pylonen und Stoppuhren ist natürlich reichlich Wellness angesagt, angefangen vom Abendessen im Golfclub des Fünf-Sterne-Hotels Deimann vor dem Aufbruch ins Abendrot des Donnerstages bis zu den kurvigen Sträßchen durch die tiefen Wälder des Hochsauerlandes mit ihren zahllosen Seen. Die Route passiert die Diemel-, Eder- und Henne-Talsperre.

Das Sauer- und Hochsauerland ist auch für seine vielen Talsperren bekannt. Unweit von Winterberg warten Diemel-, Eder- oder Hennetalsperre auf die Teilnehmer der 3. Röhrl-Klassik.

Zum Staunen und Gruseln schickt der Veranstalter das Feld zum 700 Meter hohen Mühlenkopf im nordhessischen Willingen. Hinter dem unscheinbaren Kürzel HS147 verbirgt sich ein echter Superlativ: die größte Skisprung-Schanze der Welt. „Komisch, oder? Schnelles Skifahren war für mich nie ein Problem, aber nicht für eine Billion würde ich da runterspringen“, sagt Röhrl ehrfürchtig. Bei der Premiere 1924 auf dem nahen Ettelsberg sprang der Norweger Tom Heselberg auf einer aus Schnee gebauten Schanze 24 Meter weit, auf der am Mühlenkopf 1926 ersten errichteten Schanze waren es schon 35 Meter. Die Bezeichnung HS147 ist etwas irreführend, seit diversen Umbauten liegt der Rekord bei atemberaubenden 153 Metern, die 2021 der Pole Klemens Muranka flog. Im Vorjahr trug eine Windböe den Slowenen Timi Zaic gar auf über 161 Meter, aber der Olympiasieger und letztjährige Großschanzen-Weltmeister konnte den Sprung nicht sicher stehen.

Kaum zu glauben, aber wahr. Die weltgrößte Skischanze steht in Willingen. Der Rekord liegt seit 2021 bei unglaublichen 153 Metern, acht Meter weiter flog 2023 ein Slowene, konnte die Landung aber nicht sicher stehen und die neue Weite war damit ungültig. Bei der Röhrl-Klassik kommen die Teams der Schanze so nah wie möglich.

Der Rallye-Weltmeister von 1980 und 1982 führt das Feld am Samstag im Norden der diesjährigen Tour zu einem echten Highlight auf der Paderborner Hochfläche. Auf der 4,2 Kilometer langen Renn- und Teststrecke Bilster Berg ist sogar eine Kurve nach Röhrl benannt. 72 Meter Höhenunterschied klingen auf den ersten Blick nicht besonders beeindruckend, aber die vom berühmten Rennstrecken-Architekten Hermann Tilke entworfene Achterbahn enthält Mutpassagen mit extremen Steigungen und Gefälle. „Wenn du da mit vollem Speed die 26 Prozent steile Mausefalle runterkommst, das ist schon nicht so lustig“, meint Röhrl und verspricht: „Das ist wie in Laguna Seca oder am Nürburgring: Der Bilster Berg ist eine absolute Fahrerstrecke, und für jeden, der dort gefahren ist ein unvergessliches Erlebnis.“ Damit die Teilnehmer der Röhrl-Klassik in diesen Genuss kommen ist nach der Mittagspause für alle Teams eine Prüfung auf eben dieser Strecke geplant, bevor es durch den Naturpark Teutoburger Wald zurück nach Winterberg zum Gala-Abend mit Siegerehrung in der Stadthalle geht.

Schöner geht es kaum: die einsamen Straßen rund um Winterberg sind für Autofahrer ein Paradies. Geschwungene Pisten, viel Wald, viele Seen, viele Wiesen und immer wieder der grandiose Blick in die Ferne.

Rallye-Legende Walter Röhrl ist nicht nur für seinen perfektionistischen Fahrstil berühmt, sondern vor allem für seine Nahbarkeit. Und weil der viermalige Sieger der Rallye Monte Carlo die Atmosphäre bei der Röhrl-Klassik besonders schätzt, lädt er die früh Anreisenden schon am Mittwoch vor der Rallye in Winterberg zu einem Kennenlernabend ein. Röhrl ist schließlich nicht nur ein Ass mit dem Gasfuß, sondern auch ein großartiger Erzähler und eine nicht endende Quelle von Anekdoten aus einem halben Jahrhundert Motorsport und Automobilgeschichte. Also, wie war das jetzt noch mal 1980 im Nebel von Arganil?


Link: das aktuelle Reglement zur 3. Röhrl-Klassik 2024 >>
Link: zur Nennung (diese eröffnet pünktlich am 01. April >>

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